Mit der Schulschließung ist für uns eine neue Lebenswirklichkeit eingetreten, die wir alle uns zuvor nicht hatten vorstellen können. Statt des täglichen Schulbesuches gibt es nun Aufgabenangebote über Iserv, Lernen und Leben in den eigenen vier Wänden. Auch der Fachbereich Kunst hat auf diese neue Situation reagiert und zu Beginn der zweiten Woche ohne Unterricht einen Wettbewerb zum Thema „Und plötzlich steht alles still“ ausgeschrieben. Auf die Wettbewerbsausschreibung folgte eine knapp zweiwöchige kreativ-künstlerische Auseinandersetzung, die viele innovative Kräfte weckte: Rund 100 Schüler*innen gestalteten vielfältig in der Methoden- sowie Medienwahl ihre ganz eigene Sicht auf unsere neuen Alltagswirklichkeiten. Damit setzen sowohl die gestaltenden Schüler*innen als auch die vielen Unterstützer*innen zusammen ein Zeichen für ein gemeinschaftliches Miteinander, das zwar räumlich getrennt in den jeweiligen eigenen vier Wänden stattfand, aber dadurch eine enorme kreative Kraft und Energie freisetzte, die sich über räumliche Grenzen hinweg entfalten konnte.

Dieses Gemeinschaftswerk zeigt sich in dieser virtuellen Ausstellung, die nun für alle Interessierten hier zu sehen ist.

In Zeiten, in denen so vieles im Verborgenen und Privaten geschieht, zeigt die Zusammenschau ein starkes Gemeinschaftsprojekt, das sich durch Vielfalt und Individualität auszeichnet und eine Gemeinschaft, die weiterhin in einem lebendigen Austausch steht – auch mit ihren Unterstützer*innen und Kooperationspartner*innen.

So wird dieser Wettbewerb finanziell und ideell sowohl durch den Förderverein als auch durch den Ehemaligenverein der Ricarda-Huch-Schule e.V. unterstützt und es konnten Preise im Sinne eines nachhaltigen Miteinanders ausgelobt werden. Unsere bestehenden Kooperationen werden in der Zusammensetzung der Jury deutlich, die folgende Personen zusammenbringt:

  • Schüler*innen der Fair-Trade-AG: Delfina K. (Jg. 12), Gina, S. (Jg. 10), Jan K. (Jg. 10), Lola S. (Jg. 5) , Luisa D. (Jg. 12), Valentin L. (Jg.11)
  • die Lehrkräfte der Fachgruppe Kunst
  • Anna-K. Thiel, Eine-Welt-Promotorin von Fair in Braunschweig e.V.
  • Stine Hollmann, Kunstwissenschaftlerin (HBK Braunschweig), Gründungsmitglied des Kunstverein DIE H_LLE e.V. sowie Geschäftsführerin des Kunstvereins Wolfenbüttel
  • Henrike Wenzel, Kunstwissenschaftlerin (HBK Braunschweig), Gründungsmitglied und Vorsitzende des Kunstverein DIE H_LLE e.V. sowie Betreiberin des Areals DIE H_LLE in Braunschweig

Aufgrund der beeindruckenden und viel(fältig)en Wettbewerbsbeiträge war die Auswahl für die Jury eine große Herausforderung und neben den eigentlich ausgelobten fünf Preisen, haben die Organisator*innen beschlossen, weitere Preise zu vergeben.

Wir freuen uns die Preisträger*innen bekanntzugeben und gratulieren sehr herzlich!!

 

  1. Preis: ein Frühstück oder Mittag mit Freund*innen im RiCafé im Wert von insgesamt 30 € Anna-Lena Z., Corona – ein Poetry Slam, Jg. 11
  1. Preis: ein Gutschein für den Bücherwurm im Magniviertel im Wert von 25 € Antonia P., Connected, Jg. 12
  1. Preis: jeweils ein Aquarellkasten im Wert von 20 € Nele E., Zu viel, Jg. 10 und Philipp C. P., Und plötzlich steht alles still, Jg. 5
  1. und 5. Preis: faire Nervennahrung im Wert von jeweils 15 € Bilge S., Betreten verboten, Jg. 8 und Max C., Reflection, Jg. 10
  1. – 10. Preis: Büchergutschein im Wert von 11 Euro für den Bücherwurm im Magniviertel Anna S., Compercimus, Jg. 12; Mila F., o.T., Jg. 5; Meike E., o.T., Jg. 8; Konstantin G. S., Stillstand, Jg. 5; Lamia Y., Vom Winde verweht, Jg. 12

Alle Teilnehmer*innen, deren bildnerische Arbeiten auch in unserer virtuellen Ausstellung zu sehen sind, erhalten von der Fair-Trade-AG eine faire Schokolade aus dem Eine-Welt-Laden in der Goslarschen Straße 31, wenn der Schulbetrieb wieder losgeht.

Wir danken allen Teilnehmer*innen und Unterstützer*innen, ohne die dieses Projekt gar nicht hätte zustande kommen können!!

Wir freuen uns auf weitere gemeinsame Aktionen und wünschen Euch/ Ihnen nun einen anregenden virtuellen Ausstellungsbesuch!

Einen Einblick aller Kunstwerke bekommt man in der Galerie unter diesem ⇒Link.

 (Anmerkung der Redaktion: Die zugesandten Audio- und Videodateien können leider aus technischen und urheberrechtlichen Gründen nicht auf der Homepage erscheinen.)

 

 

Einen Einblick hinter die Kulissen und in die Köpfe der Juror*innen gibt es hier:

Lola S., Jg. 5

Ich fand es überwältigend zu sehen, wie viele unterschiedliche Ideen die Teilnehmer*innen hatten. Und dass diese sich mit einem doch recht ernsten Thema beschäftigen und es anscheinend auch noch so ernst nehmen. Es war toll zu sehen, was die Mitschüler*innen denken und wie sie es künstlerisch in Form von Bildern, Gedichten oder kurzen Videos ausdrücken. Ich fand es allerdings schade, dass doch überwiegend Mädchen teilgenommen haben. Die Jungs, die mitgemacht haben, hatten jedoch genau wie alle anderen Teilnehmerinnen fantastische Ideen.

Jan K., Jg. 10

Durch die große Anzahl an Arbeiten, welche in verschiedenster Form dargestellt wurden und der Teilnahme von Schüler*innen aus allen Jahrgangsstufen, war es nicht einfach, feste Kriterien zur Bewertung der Arbeiten zu finden. Vor allem die Kreativität war sehr beeindruckend, sowohl in der Darstellungsweise als auch in Hinsicht auf die angesprochenen Themen.

Gina S., Jg. 10

Es war beeindruckend so viele unterschiedliche Sichtweisen und Eigeninterpretationen bezüglich des momentanen Stillstandes zu sehen. Alle Werke hatten ihre eigenen, persönlichen Aussagen und Aufrufe, weshalb das Vergleichen untereinander besonders schwerfiel.

Valentin L, Jg.11

Ein solcher Kunstwettbewerb ist sowohl für die Künstler*innen, als auch für die Juror*innen eine große Bereicherung. Zu sehen, wie verschiedene Menschen die Thematik auf unterschiedliche Art und Weise aufgreifen, bietet einen Einblick in die geistige Vielfalt unserer Mitmenschen. Allerdings war mir bei der Bewertung der eingegangenen Arbeiten eine Sache besonders wichtig: Differenziertheit und Vielschichtigkeit in Bezug auf die Thematik, welche ich leider nur bei einigen Werken in der Form erkennen konnte. Trotzdem hat die Arbeit in der Jury viel Spaß gemacht und es hat mich erfreut, so viele kreative Köpfe in unserer Schule zu sehen.

Luisa D., Jg. 12

Bei der Durchsicht der verschiedenen Arbeiten ist mir besonders aufgefallen, dass auch, wenn die Einreichungen sehr individuell und unterschiedlich sind, von Film bis Collage, sich gemeinsame Gedanken widerspiegeln. Wir alle denken in dieser schwierigen Zeit über das Gleiche nach und das hilft, um sich nicht alleine zu fühlen, denn da draußen sind 1000 andere Ricarda-Schüler*innen, denen es genauso geht. Lasst uns in der Ferne nah sein!

Delfina K., Jg. 12

Als ich die vielen Werke das erste Mal gesehen habe, war ich leicht überfordert. Wo soll ich anfangen, zuerst hinschauen und wie waren die Kriterien nochmal? Ich fing an, die Bilder durchzugehen und schnell wurden es bestimmt 20 Bilder und Videos, die ich mochte. Dann fing ich an, in dem jeweiligen Jahrgang das Beste rauszusuchen und so kam ich auf meine Top 5. Das Bepunkten ging eigentlich sehr schnell, da ich wusste, was ich gut fand und was nicht.

Anna-Katharina Thiel, Eine-Welt-Promotorin in Braunschweig

Seit 28 Tagen steht auch meine Welt still und ich bleibe Zuhause. […] Umso mehr freue ich mich, dass ich Teil der Jury des Wettbewerbs der virtuellen Ausstellung “Und plötzlich steht alles still” sein darf. Die Bandbreite der eingereichten Arbeiten, die die Schüler*innen der RHS in den letzten Wochen gefertigt haben, ist wirklich bemerkenswert. Nicht nur die Fülle an thematischen Zugängen zu dem Thema hat mich beeindruckt, sondern auch die multimediale künstlerische Umsetzung. In Form von Collagen über Poetry Slam bis hin zu Stop-Motion- Animationsfilmen haben die Schüler*innen ihre Arbeiten präsentiert. Besonders bewegt haben mich die Werke, die in der thematischen Auseinandersetzung den globalen Kontext suchten und den Blick nach vorne wandten, um die Chancen dieser Pandemie aufzuzeigen. Ein Teil dieses Wettbewerbs und der Jury zu sein und die Arbeiten zu sichten, hat mir sehr viel Freude bereitet und Abwechslung in meinen Arbeitsalltag im Homeoffice gebracht. Insgesamt haben die Arbeiten der Schüler*innen wieder meinen Blick für das Positive geschärft und mir neue Motivation für die kommenden Wochen gegeben. Ich möchte allen Beteiligten sehr herzlich für diese Möglichkeit und ihre Arbeit danken!

Stine Hollmann, Kunstwissenschaftlerin (HBK Braunschweig), Gründungsmitglied des Kunstverein DIE H_LLE e.V. sowie Geschäftsführerin des Kunstvereins Wolfenbüttel

Die mediale Vielfalt der Bildfindungen als auch die bildnerische Qualität der Kinder und Jugendlichen, die kreative Umsetzung ihrer Reflexion auf diese merkwürdige, bisher einmalige, Krisensituation, finde ich bemerkenswert. Wie gehe ich damit um? Wie geht es mir? Was sehe ich? Was nehme ich wahr? Auch bei unseren Schul-Workshops in der Kunstvermittlung wird deutlich, dass ein großer Teil der Heranwachsenden äußerst reflektiert, (medien-) kritisch und auch bewusst das Leben wahrnimmt. Den im Rahmen des Wettbewerbs „Und plötzlich steht alles still“ entstandenen Kunstwerken entnimmt man Erfahrungen von jungen Menschen, die – humorvoll und farbenfroh, ernst und farbschwach, hoffnungsvoll, ehrlich, brutal, absurd, konkret, abstrakt – jede auf eigene Art, den neuen Alltag zwischen Familie und Freunden verhandeln. Die eigenen vier Wände, das Auf-sich-geworfen-sein und der Kontakt zu anderen Menschen – wo vieles zunächst selbstverständlich war, erscheint dies als Lebenselixier und andere Dinge werden nebensächlich.

Kolleg*innen der Fachgruppe Kunst

Wir standen die ganze Zeit des Wettbewerbs über in einem regen Austausch miteinander und waren alle sehr gespannt, wie sich die für uns neue Form des Wettbewerbs gestalten und von den Schüler*innen angenommen werden würde. Umso überwältigter und berührter waren wir von der Vielzahl, Vielfältigkeit und Qualität der eingereichten Arbeiten.