Heute (12.03.2021, Anm. d. R.) haben wir im katholischen Religionsunterricht des 10. Jahrgangs bei Frau Schmidt am Busch eine Begegnung mit drei Juden aus dem „Meet a Jew“- Projekt erlebt. Im Folgenden werde ich die wichtigsten Anhaltspunkte dieses Gesprächs wiedergeben.

Zunächst ist „Meet a Jew“ ein Projekt des Zentralrats der Juden in Deutschland, bei dem Schülerinnen und Schüler Juden begegnen und ihnen Fragen stellen dürfen.
Zu Beginn unserer Konferenz haben sich die drei Juden vorgestellt und darüber berichtet, wie der Glaube sie im Alltag beeinflusst beziehungsweise inwiefern sie diesen leben.
Raphael hat erzählt, dass er in seiner Kindheit fast gar nichts in Bezug auf das Judentum gemacht habe und erst in seiner Jugend begonnen habe, sich mit dem jüdischen Glauben auseinanderzusetzen. Heutzutage lebe er seinen Glauben mal mehr mal weniger aus, doch die Feiertage feiere er meistens schon.
Adriana hat gesagt, dass sie lange gebraucht hat, um zum jüdischen Glauben zu gelangen. Jedoch sei er ihr jetzt sehr wichtig, weshalb sie auch gelernt habe, die Torah zu lesen und zu singen. Danach kam die Frage auf, ob die Drei auch einen Bezug zu Weihnachten haben würden und ob sie sogar mal einen Weihnachtsbaum gehabt hätten. Raphael hat darauf geantwortet, dass er wegen anderen Familienmitgliedern früher einen Weihnachtsbaum gehabt habe und er auch andere Juden kennt, die sogar jedes Jahr einen Weihnachtsbaum haben würden. Außerdem sei Deutschland ein sehr christlich geprägtes Land, weshalb es ja auch überall Weihnachtsmärkte gäbe. Allgemein sei zu dieser Zeit immer eine bestimmte Atmosphäre in der Luft, die auch ihn erfassen würde. Adriana meinte auch, dass sie in der Vergangenheit einen Weihnachtsbaum gehabt hätte. Jedoch heute nicht mehr, weil Christen ja an Weihnachten die Geburt Jesu feiern würden und dieser sei im Judentum von keiner besonderen Bedeutung.
Daraufhin wurde gefragt, warum sich die Drei dazu entschieden hätten bei „Meet a Jew“ mitzumachen. Alle Drei haben gesagt, dass sie sich erhoffen auf diese Weise Vorurteilen entgegenkommen zu können. Darüber hinaus möchte Raphael anderen die Vielfalt des jüdischen Glaubens näherbringen und einfach anderen den Glauben zeigen.
Danach haben sie uns über den Tallit und die Tefillin berichtet und uns verschiedene Beispiele gezeigt. Dazu meinte Raphael, dass ihm am Judentum besonders gut gefalle, dass der Glaube mit materiellen Symbolen so gut veranschaulicht werden könnte.
Als Nächstes wurde die Frage gestellt, ob die Drei ein Lieblingsfest hätten. Adriana meinte daraufhin, dass sie alle Feste liebe, Raphael möge besonders gerne Pessach, weil es ihm Hoffnung gebe und Rebecca fände Purim toll, weil es ähnlich sei wie Fasching.
Dann wurde uns von dem Fest Jom Kippur berichtet. Dies sei ein Versöhnungstag und eine Befreiung von den Sünden. Raphael meinte, dass dieses Fest auch viele Juden feiern würden, die ihren Glauben sonst eigentlich nicht so ernst nähmen. Daraufhin hat Adriana den Aufbau der Torah beschrieben. Diese bestehe aus den fünf Büchern Mose und sei in 54 Wochenabschnitte eingeteilt. Darüber hinaus sei die Torah original auf Hebräisch und es würde beim Schreiben strengstens darauf geachtet werden, dass keine Fehler darin auftauchen. Adriana sagte danach noch, dass sie gerne Zusammenhänge zwischen der Torah und dem aktuellen Leben suche.
Zuletzt wurde noch über die schrecklichen Ereignisse in Hanau gesprochen und gefragt, ob die Drei Israel als Option sehen würden, um dort zu leben. Alle meinten, dass sie Israel generell schon als „Ausweg“ sehen würden, jedoch sei man nie ganz vor Antisemitismus sicher und man müsse wahrscheinlich leider für immer damit leben müssen. Trotzdem sollten wir zusammen versuchen, die rassistischen Kräfte zu bekämpfen und uns gemeinsam unterstützen und schützen.

Zuletzt möchte ich noch hinzufügen, dass das Gespräch sehr interessant war und ich viel Neues über das Judentum und das Leben als Jude in Deutschland gelernt habe. Aus meiner Sicht ist so ein Austausch zwischen verschiedenen Religionen und überhaupt unterschiedlichen Gruppen der beste Weg, um Vorurteile durch Kenntnis zu ersetzen und dadurch Rassismus entgegenzuwirken.

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