Erfahrungsberichte

Einen Monat in Südfrankreich wohnen:  Ein Erfahrungsbericht von Jana und Julia Reinsch

Nachdem im Februar zwei Französinnen bei uns zu Hause waren, machten wir uns am 28. April zu zweit auf den Weg nach Nîmes, der Partnerstadt von Braunschweig, um den Gegenbesuch bei deren Familien anzutreten. Im Gepäck hatten wir die Vorfreude auf das Wiedersehen mit Lola und Lou und ein dickes Wörterbuch.

Gemeinsam mit unseren Austauschpartnerinnen haben wir dreieinhalb Wochen lang den Unterricht im Collège Jean Rostand, der Partnerschule der Ricarda, besucht. Technologie, SVT, … und les devoirs standen jetzt auf unserem Stundenplan. So hatten wir die Möglichkeit, intensiv das französische Schulsystem kennenzulernen. Im Vergleich zu unserer Schule und unseren Lehrern sind uns viele Unterschiede aufgefallen. Zum Beispiel darf in Frankreich nur in der Mittagspause gegessen werden, die einheitlich in der Zeit von 12-13 Uhr stattfindet. Ansonsten ist Essen und Trinken in der Schule verboten.

In Frankreich gibt es keine Fünf-Minuten-Pausen wie bei uns, sondern nur Zehn-Minuten-Pausen nach zwei Unterrichtsfächern. Insgesamt hat uns die Schulform in Frankreich besser gefallen als in Deutschland, weil es Einzelstunden gibt und in der Mittagspause auch die Möglichkeit besteht, an vorher ausgewählten Tagen außerhalb der Schule in der Stadt zu essen.

An den Wochenenden haben wir zusammen mit den Gastfamilien viele Ausflüge ins Umland unternommen. Eine von uns war in der Camargue reiten, während die andere einen Tag lang die Insel Le Frioule vor Marseille besucht hat. Natürlich waren wir auch am Mittelmeer und haben die mediterrane Region mit den riesigen Salzseen und purpurroten Mohnblumen-Feldern bestaunt.

Die Temperaturen lagen meist zwischen angenehmen 25 und heißen 30 Grad, wodurch schon im Mai richtige Sommerlaune aufkam.

Der Austausch hat uns sehr viel Spaß gemacht und wir haben viele neue Erfahrungen gesammelt, denn im Gegensatz zum straff organisierten Gruppenaustausch ist man hier weitgehend auf sich alleine gestellt. In den knapp vier Wochen haben wir das „savoir vivre“ der Franzosen sowie Land und Leute lieben gelernt.

Ein großer Dank an die Lehrerinnen und Schulleitung, die das Ganze unterstützt haben!

 

Trois mois en France! von Karina Zabbarov

Im Winter 2014 erfuhr ich durch Zufall von dem Austauschprogramm Brigitte-Sauzay. Während eines einwöchigen Austauschs unserer Schule mit unserer Partnerstadt Nîmes wurde mein Interesse durch die Französin Lea geweckt, die eine Austauschpartnerin für das Brigitte-Sauzay-Programm im Rahmen von zwei Monaten in Braunschweig suchte. Meine beste Freundin Jona und Lea verstanden sich auf Anhieb bestens und fragten mich, ob ich nicht auch Interesse an dem Programm hätte. Und das hatte ich! Bereits drei Monate später holten wir Eva vom Bahnhof in Braunschweig ab und unser Austauschprogramm begann. In Deutschland fuhren wir gemeinsam nach Dänemark, wir sahen und Berlin an, waren im Heidepark und auf dem Brocken, usw. und mit der Zeit wurde sie wie eine Schwester für mich.

Nach drei genialen Monaten mit meiner Austauschschülerin in Deutschland wartete ich mit großer Vorfreude darauf, endlich in das neue französische Leben eintauchen zu können und Eva wiederzusehen. Am 22.08.15 war es dann so weit: Ich hatte meine Koffer gepackt und verabschiedete mich für drei Monate von meiner Familie und meinen Freunden. Und dann saß ich neben Jona im Zug und unsere große Reise begann! 11 Stunden später war es endlich so weit. Um halb 10 öffneten sich die Türen des TGVs in Avignon und ich fand mich in Evas Armen wieder, die mindestens genauso aufgeregt war wie ich. Ich wurde super lieb von meinen drei kleinen Geschwistern Sarah (12), Joakim (9) und Naomi (6) begrüßt und auch meine Gasteltern empfingen mich mit offenen Armen. Dann machten wir uns auf den Weg nach Alès in mein neues Zuhause und ich wusste, dass drei tolle Monate vor mir liegen würden.

Die ersten zwei Wochen waren Ferien, die mir die Zeit gaben, mich richtig einzuleben, was richtig gut klappte. Wir besichtigten Wasserfälle, gingen in Flüssen baden, picknickten, ich lernte die ersten Freunde von Eva kennen und genoss jede Sekunde in meiner neuen Heimat. In dieser Zeit lernte ich auch Evas Familie besser kennen und ich stellte fest, dass ich einen echten Jackpot erzielt hatte. Sofie und Elio planten jeden Tag etwas Neues, organisierten eine Geburtstagsüberraschungsparty und kümmerten sich jede Sekunde um mich. Mit Naomi spielte ich Prinzessin, wir verkleideten uns und auch mit Sarah und Joakim klappte sehr gut, auch wenn wir anfangs einige Kommunikationsprobleme hatten. Als die Schule dann anfing, lernte ich alleine klarzukommen, fand selbst neue Freunde und Gesprächspartner in der Schule und ging zur Gymnastik. Anfangs fiel mir das Verstehen in der Schule schwer, doch nach und nach klappte es immer besser, bis ich dem Unterricht schließlich ganz folgen konnte, die Tests und Arbeiten mitschrieb, mich am Unterricht beteiligte und zum Abschluss ein Referat über meinen Zukunftsberuf auf Französisch hielt.

Besonders die Wochenenden waren die Highlights meiner Reise und der Urlaub in den Herbstferien nach Florac. Wir besuchten Jona und Lea zweimal mit dem Zug in Nîmes und bekamen einmal Besuch von ihnen, wo wir in die Berglandschaft von Alès fuhren und ein Picknick auf der Spitze eines Berges machten. Ein Wochenendausflug führte uns in die Camargue, wo wir auf weißen Pferden durch die Landschaft ritten, ich das Meer zu Gesicht bekam und wir schwimmen gingen. Dann ging der Winter los. Wir gingen pfadfindern und sammelten im Urlaub Kastanien, besuchten das Suppen- und Kastanienfest, machten lange Wanderungen und genossen die letzte Zeit gemeinsam. Zum Abschluss meiner großen Reise organisierten Elio und Sofie eine Überraschungsabschiedsfeier mit allen Leuten, die zu richtigen Freundinnen geworden waren. Am 11. November anlässlich der jährlichen Gedenkfeier zum Waffenstillstand 1918 präsentierten Eva und ich ein Gedicht vor den Dorfbewohnern und dem Bürgermeister von Alès. Am 14. November musste ich meine Koffer packen. Der Abschied von meinen Freundinnen brachte mich mehr als einmal zum Weinen. Doch als ich meiner neu gewonnen Familie „Tschüss“ sagen musste, weinte ich Krokodilstränen. Als sich dann die Zugtüren schlossen, war eine wunderbare Zeit zu Ende gegangen, die ich bis zu meinem Lebensende nicht vergessen werde!

Natürlich hoffe ich auf ein Wiedersehen mit Eva und ihrer Familie. Es war eine so tolle Zeit. Ich habe viel gelernt und viele neue Freunde bekommen. Am Wichtigsten ist jedoch, dass ich eine zweite Familie gewonnen habe, in die ich immer zurückkehren kann.